Band 2

Rahel Varnhagen.
Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik / The Life of a Jewess / The Life of a Jewish Woman

Hannah Arendts Biographie der Rahel Varnhagen – ein großer Abgesang auf jüdische Assimilation in Deutschland. Begonnen wurde das Buch am Ende der Weimarer Republik, als die Zeichen längst auf Sturm standen, vorläufig abgeschlossen hat es Arendt 1938 im Pariser Exil. Erst zwanzig Jahre später wurde das Buch veröffentlicht, zuerst in englischer Übersetzung, dann auf deutsch.

Im Nachlass ihres Lehrers und Freunds Karl Jaspers ist die Berliner Fassung der Biographie aus dem Jahr 1933 überliefert, die wir erstmals veröffentlichen. Neben den im Druck erschienenen Texten präsentieren wir hier ein um 1957 entstandenes Typoskript, die New Yorker Version, das Typoskript des Vorworts, ein Typoskript des Anhangs der englischen Erstausgabe, die Erstausgabe von 1958, zwei Vorabdrucke, Arendts Bibliographien und Zeittafeln sowie ein »Verzeichnis der Briefe und Tagebuchstellen« aus der deutschen Ausgabe. Die beiden Typoskripte, die Berliner Fassung sowie die New Yorker Version, wurden entsprechend unserer Editionsregeln konstituiert. Bei der Konstitution der zweiundzwanzig von Arendt selbst getippten Seiten in der Berliner Fassung wurden Orthographie, Grammatik und Zeichensetzung nicht verändert. Bei der Konstitution der Seiten, die von »fremden Händen« getippt wurden, haben wir im konstituierten Text normierend eingegriffen: Tipp- und grammatikalische Fehler wurden korrigiert, fehlende Buchstaben, Satz- und Anführungszeichen ergänzt, überzählige Zeichen wurden gestrichen.

In den von Hannah Arendt publizierten Schriften wurden offensichtliche Druckfehler und Schreibversehen korrigiert. Die entsprechenden Stellen sind im Stellenkommentar nachgewiesen.

Im Stellenkommentar reproduzieren wir Arendts Unterstreichungen in Büchern aus ihrer Bibliothek sowie ihrem Handexemplar von Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde (1834) im Leo Baeck Institute, New York. Auch Anstreichungen und Bemerkungen auf dem Rand wurden vermerkt. Nachweise aus dieser Ausgabe haben wir in den Annotationen in Klammern hinter die aus der vollständigen Ausgabe von 2011 gestellt. Aus einzelnen Briefen Rahel Levin Varnhagens zitierte Arendt oft über Absätze oder Seiten hinweg; wir bringen das ganze Zitat bei dr ersten Erwähnung. Der einzige in französischer Sprache vorliegende Text, „Rahel Varnhagen et Goethe“, wird auf Englisch kommentiert.

Die Protagonistin von Arendts Biographie wird von uns durchweg Rahel Levin Varnhagen genannt, auch wenn sie nie so geheißen hat. Geboren wurde sie als Rahel Levin, sie starb als Friederike Varnhagen von Ense. Zwischenzeitlich hieß sie Rahel Robert, überliefert wurde sie meist als Rahel Varnhagen. Der Kunstname, den wohl Bertha Badt-Strauss in ihrer Rezension des englischen Buches kreierte 1 und der 1974 auch auf dem Schutzumschlag der amerikanischen Ausgabe zu lesen war, macht deutlich, dass es keinen »richtigen« Namen gibt. Wenn von der Figur in Arendts Biographie die Rede ist, nennen wir sie – wie in Arendts Buch – Rahel Varnhagen.

Im Rückblick schrieb Arendt, neben der jüdischen Frage habe sie an Rahel Varnhagen interessiert, was die Denkerin aus der Zeit um 1800 unter Schicksal verstand: »Es hat ein jeder ein großes Schicksal, der da weiß, was er für eines hat.« Sie bezeichnete Rahel Varnhagen als ihre beste Freundin, die leider schon seit hundert Jahren tot sei.

Inhalt

I. Bücher

II. Typoskripte

III. Aufsätze und Vorabdrucke

Anhang

Abschnitte

Zeitleiste